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Vegane Beikost – Babys erster veganer Speiseplan und was auf das Tellerchen gehört

Vegane Beikost – Babys erster veganer Speiseplan und was auf das Tellerchen gehört

Vegane Beikost
Mit der Beikost-Einführung beginnt für dich und dein Baby eine neue Ära. Während du es mit deiner Muttermilch oder einer Säuglingsnahrung seit seiner Geburt optimal versorgt weißt, bringt die erste feste Nahrung nun ganz neue Fragen und Unsicherheiten sowie eine gute Portion Aufregung mütterlicherseits mit sich – vor allem wenn die Beikost vegan sein soll.

Das Abenteuer Beikost-Einführung

Die Beikost-Einführung ist natürlich nicht nur für dich ein Abenteuer, sondern vor allem für dein Baby!
Vielleicht warst du schon mal in einem fernen Land im Urlaub, wo die Essgewohnheiten und Mahlzeiten so ganz anders waren als du es gewohnt bist, wo viel zu scharf gekocht wurde für deinen Geschmack oder du dir nicht sicher warst ob die Gerichte hygienisch einwandfrei sind? Hast du dann nicht auch erst einmal vorsichtig probiert ob du der Sache überhaupt trauen kannst und ob das Essen für dich genießbar ist? So ähnlich nur noch viel krasser geht es deinem Baby. Es ist im Prinzip gerade erst auf dieser Erde angekommen und noch nie in seinem Leben mit fester Nahrung in Kontakt gekommen. Von daher weiss es auch nicht, was Essen überhaupt bedeutet, dass es geschluckt werden soll und danach satt macht. Dieser Prozess muss erst erlernt werden. Und das braucht Zeit. Von daher ist mein bester Tipp gleich vorne weg: Mach langsam und nehmt euch Zeit!

Vielleicht gehörst du auch zu den unerfahrenen Müttern wie ich damals bei meinen ersten Babys (ich hatte Zwillinge). Du denkst im Phasenmodell, also dass NACH der Stillzeit die Beikost kommt und dein Kind problemlos alle angebotenen Nahrungsmittel mit glücklichem Gesicht verschlingt um dann nach kurzer Zeit bei euch mit am Familientisch zu sitzen? Sorry, da muss ich dich enttäuschen. Bei den Meisten ist das nicht so. Am Anfang wird dein Baby wenn überhaupt nur wenige Bissen bzw. Löffel fester Nahrung aufnehmen. Und auch die nur, wenn es bereit ist.

Wann ist mein Baby bereit für die Beikost?

Die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen bis zum vollendeten 6. Lebensmonat und vorzugsweise über das 1. Lebensjahr hinaus. (1) Demnach wird eine erste Beikost ab dem 7. Lebensmonat empfohlen. Generell sagt man, sollte ein Baby frei sitzen können oder zumindest seinen eigenen Kopf sicher halten können sowie Interesse an der Nahrung seiner Familienmitglieder signalisieren und Dinge selbstständig in den Mund stecken können. Außerdem sollte sich der Zungenreflex, durch den das Baby feste Teile automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, abgeschwächt haben und es sollte Bereitschaft zum Kauen zeigen. Manchmal äußert sich auch ein erhöhtes Stillbedürfnis.

Wann genau dieser Zeitpunkt gekommen ist, ist von Baby zu Baby unterschiedlich. Von daher bringt es meiner Meinung nach nichts sich an Zeitpläne und Richtlinien zu halten, wenn jedes Baby sich individuell entwickelt. Viel wichtiger ist es, dein Baby zu beobachten und seine Signale zu lesen. Dann wirst du schon ein Gespür dafür entwickeln, wenn es soweit ist. Vielleicht grapscht es ja von sich aus nach wenigen Monaten nach allem, was es in die Finger kriegen kann. Ansonsten biete ihm einfach mal etwas Essbares an und schaue, ob überhaupt Interesse da ist. Bedenke dabei, dass eine frühe Beikost keinerlei nachweisbare Vorteile mit sich bringt und du gut daran tust, deinem Baby die benötigte Zeit zu lassen. Nur dann ist sein Verdauungssystem reif genug für feste Nahrung und gleichzeitig verringert sich damit das Risiko für die Ausprägung von Lebensmittelallergien. Behalte das im Hinterkopf, falls dein Liebling nicht so schnell will wie du. Nicht umsonst heißt die Beikost ja auch Beikost. Es gibt sie erstmal dazu, also Bei-Kost, und nicht als Ersatzkost. Muttermilch oder Säuglingsnahrung bleibt bis über den 1. Geburtstag hinaus und wenn ihr mögt auch wesentlich länger eine wichtige Nahrungsquelle des Kindes.

Idealerweise läuft also der Prozess der Gewöhnung an feste Nahrung mit der Abgewöhnung der Muttermilch parallel, wobei das Stillen bzw. die Säuglingsnahrung dein Kind weiterhin erstmal mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, so dass du keinen Mangel durch einseitige Kost befürchten musst. Je älter das Kind wird und je mehr unterschiedliche Nahrungsmittel es dann konsumiert, desto vielfältiger gestaltet sich auch seine Nährstoffaufnahme über feste Kost und desto unabhängiger wird es von der Versorgung über die Muttermilch. Das hat die Natur schon clever eingerichtet.

Brei oder „baby led weaning“ – Wie und womit fange ich an?

Egal ob du die erste Beikost in Form von Brei oder Fingerfood anbieten möchtest. Sinn macht es, dein Baby langsam an erste Lebensmittel zu gewöhnen und dabei Eines zur Zeit einzuführen, damit du mögliche allergische Reaktionen feststellen und zurückverfolgen kannst. Das kann zum Beispiel ein Karottenbrei sein aber genauso ein Stück Banane oder Avocado. Im Prinzip ist die Entscheidung ob Brei oder „Baby led weaning“ (BLW) – also das Baby-geführte selbstständige Essen von babygerechtem Fingerfood – reine Geschmackssache. Manche Babys finden Breie super, während Andere sie verschmähen aber gierig nach Gurkenstäbchen oder gekochten Süßkartoffelstückchen schnappen. Manche Mütter finden das Füttern einfacher und schneller und wähnen sich mehr in Sicherheit was die kontrollierbare Nahrungsaufnahme ihres Lieblings angeht. Andere bevorzugen das eigenständige Essen und Erkunden ihres Kindes, was meistens – vor Allem mit weiteren Kindern im Haus – weniger Zeitaufwand bedeutet und dem Baby ein ausgiebiges Kennenlernen der Nahrung mit allen Sinnen ermöglicht. Vielleicht passt für euch ja auch eine Kombination aus beiden Konzepten.

Ob nun in fester Form oder püriert. Ein geeigneter Start in die Welt der Lebensmittel sind erstmal Obst und Gemüse. Also entweder eine Obst-“Mahlzeit“ oder ein Gemüse-Angebot pro Tag. Je nach Auswahl der Lebensmittel und ihrer Konsistenz roh oder vorsichtig gedünstet.
Möchte man es ein bisschen nach Plan machen, kann man so beginnen:

Passende Nahrungsmittel für den Beikost-Start (Auswahl)

Karotten, Kürbis, Zucchini, Kartoffeln, Pastinake, Süßkartoffel
Avocado, Banane, Apfel (gedünstet)
Mandelmus oder biologisches Raps-/Lein-/Olivenöl

Für die fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) sollte ein halber Teelöffel Öl/Nussmus zur Speise gegeben werden.

Werden die ersten Lebensmittel gut vertragen kann wöchentlich ein Weiteres hinzugenommen oder kombiniert werden, also z.B. Kartoffel-Möhren-Mix.

Nach dem 1. Beikost-Monat (frühestens mit 8 Monaten)

Wenn sich das Baby ein wenig an die Aufnahme fester Nahrung gewöhnt hat und keine Probleme mit allergischen Reaktionen oder der Verdauung aufweist, können mutig weitere Lebensmittelgruppen hinzugenommen werden. Eine Auswahl passender Nahrungsmittel:

Brokkoli, Fenchel, Blumenkohl, Kohlrabi, grünes Blattgemüse
Birnen, Aprikosen, Beeren, Trockenfrüchte…

Wenn es bislang mehr Gemüse zum Mittag gab, kommt jetzt vielleicht eine zweite Brei/BLW-Mahlzeit aus Obst am Abend hinzu.

Nach dem 2. Beikost-Monat (frühestens mit 9 Monaten)

Langsam kann dem Baby dann auch (glutenfreies) Getreide gegeben werden, z.B. Hirse- oder Reisflocken mit in einen Brei gemischt oder als vereinfachte Oat Cakes im Ofen gebacken. Haferflocken sind auch gut verträglich und zudem eisenreich. Sie sollten daher immer zusammen mit einer VitaminC-Quelle konsumiert werden.

Wie geht es weiter?

Ist dein Baby an drei mehr oder weniger große (Brei-)Mahlzeiten gewöhnt, ist es bereits mit jeder Menge Nahrungsmittel vertraut und ebenso viel hast du an Erfahrung und Selbstsicherheit gewonnen.
Spielend könnt ihr weitere Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Saaten&Kerne mit in euren Speiseplan integrieren und sobald du möchtest kannst du das Kind auch vom Familientisch mitessen lassen, insofern du seine Portion ungesalzen läßt. Zu viel Salz in den ersten 18 Lebensmonaten überfordert seine unausgereiften Nieren und kann weitere negative Folgen wie Bluthochdruck und Übergewicht haben.

Worauf gilt es konkret zu achten?

Es gibt einige sog. Kritische Nährstoffe, auf die bei einer veganen Beikost besonders Wert gelegt werden sollte. Das sind: Eisen, Zink, Jod und Kalzium, Vitamin D sowie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2 und B12.

Eisen
Das Baby kommt mit einer Eisenreserve auf die Welt, die für die ersten 6-9 Monate reicht. Muttermilch enthält relativ wenig Eisen, was insofern gut isst, als dass es Infekten beim Baby vorbeugt. Um einen Eisenmangel sollte man sich dennoch nicht Sorgen, da die Muttermilch das Eiweiß Lactoferrin enthält, welches Eisen an sich bindet und das enthaltene Eisen für das Baby bis zu 75% verwertbar macht.
Kuhmilch im Übrigen enthält nur halb so viel Eisen wie Muttermilch und wenig Lactoferrin, weshalb kuhmilchbasierter Säuglingsnahrung künstlich Eisen zugesetzt wird. Eisenhaltige Mahlzeiten sollten stets mit Vitamin C kombiniert werden (Obst) um die Eisenaufnahme zu erhöhen.
Eisenreiche Lebensmittel für die Beikost sind: Hirse, Kürbiskerne, Haferflocken, Hülsenfrüchte, Sojafleisch

Zink
Das Spurenelement spielt für viele Prozesse im Körper eine wichtige Rolle. Bei Kindern ist das z.B. das Wachstum, die Zellteilung, die Wundheilung und das Immunsystem. Fehlt das Spurenelement, laufen Zellteilungs- und Wachstumsprozesse verlangsamt ab.
Zinkhaltige Lebensmittel für die Beikost sind: Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sowie Amaranth, Cashewnüsse, Hafer und Linsen.

Jod
Da bei der Beikost auf Salz verzichtet wird (siehe oben) und hierzulande die Jodversorgung oftmals über mit Jod angereichtes Speisesalz verläuft, sollte die Versorgung über die Muttermilch bzw. Säuglingsnahrung gewährleistet sein. Eine Möglichkeit hierfür sind z.B. Nori- oder Dulse-Algen auf dem Speiseplan der Mutter. In niedrigen Mengen können Diese auch schon in in die Beikost integriert werden.
Jodhaltige Lebensmittel für die Beikost sind: Dulse- oder Norialgen

Kalzium
Kalzium ist besonders wichtig für den Aufbau von Knochen und Zähnen, spielt aber auch eine Rolle bei der reibungslosen Funktion von Muskeln und Nerven.
Kalziumhaltige Lebensmittel für die Beikost sind: Chiasamen, Tahini, Amaranth, Mandeln, Kichererbsen, Fenchel, kalziumreiches Mineralwasser

Vitamin D
Aus Angst vor Rachitis (Knochenerweichung) wird in Deutschland jedem Säugling bis zum 1. Geburtstag oder darüber hinaus bis zum nächsten Sommer ein Vitamin D Präparat verschrieben. Der Nährstoffbedarf (eigentlich handelt es sich dabei eher um eine Hormonähnliche Substanz) ist zumindest in den Wintermonaten nicht einfach über Aufenthalte in der Sonne, geschweige denn über die Ernährung, zu decken. Das übliche Vigantol-Öl ist ein vegetarisches Produkt, es gibt mittlerweile aber auch vegane Vitamin-D Präparate auf Flechten-Basis im Handel.
Vitamin D-haltige Lebensmittel: kommen nicht in ausreichendem Maße vor. Daher Versorgung über ein Supplement mit 500 I.E. für Babys.

Omega3-Fettsäuren
Die Omega3-Fettsäuren sind enorm relevant für die Entwicklung von Augen und Gehirn des Säuglings. Eine Versorgung gelingt problemlos mit Raps- oder Leinöl. Letzteres kann auch mit Docosahexaensäure (DHA) angereichert gekauft werden, da der Körper nur eine geringe Umwandlungsrate in diese wichtige Omega3-Fettsäure aufweist.
Omega3-Fettsäuren in Lebensmitteln: Rapsöl, mit DHA aus Mikroalgen angereichertes Leinöl

Vitamin B2
Das unterschätzte Vitamin B2 spielt eine wichtige Rolle u.A. bei der Energieversorgung der Zellen.
Vitamin B2-haltige Lebensmittel sind: Mandeln, Vollkornprodukte, Hefeflocken, Pilze, Cashewnüsse, Ölsamen, Grünkohl, Brokkoli

Vitamin B12
Beim Säugling und Kleinkind hat das Vitamin B12 eine übergeordnete Funktion für den Schutz der Nervenzellen und den Aufbau des zentralen Nervensystems. Da es bekanntlich nicht gesichert über eine rein pflanzliche Ernährung zugeführt werden kann ist eine Supplementierung von Mutter und Kind notwendig. In den ersten Lebensmonaten ist der Säugling dabei noch ausreichend über die Muttermilch versorgt insofern die Mutter zuverlässig supplementiert. Ab dem 6. Monat ist eine Zugabe von 0,5µg täglich empfohlen. Dies kann problemlos z.B. über Tropfen auf die Brust vor dem Stillen geschehen.
Vitamin B12 Versorgung: Zuverlässiges Supplement

Fazit

Insbesondere mit begleitendem Stillen über das erste Lebensjahr hinaus ist eine sorgfältig geplante vegane Beikost und daran anschließende Ernährung des Kindes durchaus machbar und gesund. Das bestätigen auch führende Ernährungsorganisationen wie z.B. die „American Association of Nutrition and Dietetics“. Neben den oben genannten Nährstoffen sollte auf eine ausreichende Energiezufuhr (Nüsse, Saaten, Öle) sowie auf eine erhöhte Proteinmenge (Hülsenfrüchte in Kombination mit Getreide) geachtet werden. Generell gilt es, die Familienmahlzeiten möglichst frisch und vollwertig zuzubereiten. Wenn du oder ihr als Eltern als gutes Beispiel und Vorbild für eure Kinder voran geht und euch gesund und ausgewogen vegan ernährt, werden das auch eure Kinder tun. Habt Vertrauen in euch, eure Ernährung und eure Kinder!

Vielleicht interessiert dich auch der Folgeartikel zum veganen Familientisch >>>

 

Klingt so einfach, aber in der Praxis stösst du da total an deine Grenzen?

  • Fällt es dir schwer, die ganze Theorie in der Praxis konkret umzusetzen und anzuwenden?
  • Stellst du fest, das im Alltag mit Baby doch wieder andere Fragen auftauchen, die eben kein Artikel mal eben so schnell beantworten kann?
  • Wünscht du dir Begleitung auf dem Weg zu mehr Selbstsicherheit im Umgang mit deinem veganen Baby und Kritikern aus den eigenen Reihen?

Dann lass‘ uns doch persönlich sprechen und deine Weichen für mehr Sicherheit und Gelassenheit in der veganen Familienernährung stellen!
 

 

 

1: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0004/98302/WS_115_2000FE.pdf?ua=1

 

 

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