Bestimmt kennst du die Situation, dass du dein Kind 100 Mal aufgefordert hast endlich aufzuräumen und dein Kind tut: einfach nichts!
Es will nicht, es bockt, es rennt weg, es stellt sich taub, es haut dich vielleicht sogar und findet dich doof. Wahrscheinlich ist schon später Nachmittag (bei uns z.B. wird immer aufgeräumt bevor es dunkel wird und wir reingehen) und dein Kind ist müde, überreizt oder hungrig. Aufgeräumt werden soll trotzdem, und zwar möglichst schnell und nicht von dir!
Du möchtest deinem Kind zeigen, wer die Hosen anhat und bestehst nachdrücklich auf deiner Aufforderung jetzt aufzuräumen. Vielleicht hilfst du sogar mit. Und dein Kind sitzt auf dem Boden und verschränkt die Arme vor der Brust. Nichts geht mehr. Du denkst was für Machtspielchen sind das denn jetzt hier und hast jetzt null Bock gemeinsam kindliche Grenzen auszutesten, du drohst mit sofortigem Bett, „das war das letzte Mal…“ oder „Dann darfst/bekommst/gibt es XY morgen/zum Essen eben nicht“. (Glaub mir, alles „Argumente“ die ich selbst schon xmal ausgetestet habe und die nichts (positives) bringen) Und jegliche Drucksituation führt nur zu noch mehr Gegendruck und erfolglosen Drohgebärden deinerseits (selbst wenn dein Kind jetzt aufräumen sollte bist du nicht happy, weil du Strafen eigentlich blöd findest und du dir ja wünscht, das dein Kind aus Selbstverständlichkeit, Hilfsbereitschaft und sozialer Teilhabe aufräumt). Die Situation ist verfahren. Am Ende des Tages seid ihr beide unglücklich. Dein Kind fühlt sich unverstanden, traurig und verlassen und du bist verärgert, hilflos und unzufrieden über den Verlauf des Geschehens, deine Reaktion und deine in Frage gestellte Führungsrolle.
Doch was tun?
Wie dem Kind beibringen, dass Aufräumen nach dem Spielen einfach dazugehört und das es dir wichtig ist? Wie seine Bereitschaft, mitzumachen und deinem Wunsch zu folgen, erhöhen?
Ich habe mich nach genau dieser Situation heute selbst gefragt, wie ich solch ein Szenario lösen kann, ohne nachzugeben und am Ende alles alleine aufzuräumen oder von den Geschwistern machen zu lassen und ohne gleichzeitig meinem Kind 1000 Drohungen an den Kopf zu werfen und es sinngemäß zu erpressen.
Und was habe ich gemacht?
Ich bin in meine Vergangenheit gereist. Weil ich meinen Trigger erkenne. Wie ist mit mir umgegangen worden als ich klein und „ungehorsam“ war? Wie habe ich mich gefühlt? Was hätte ich gebraucht?
Und selbt wenn du jetzt keine konkrete Situation aus deiner Kindheit vor Augen hast macht das nichts. Dein Unterbewusstsein kennt deine Gefühle und hat alle Informationen abgespeichert. Arbeite einfach mit dem ersten Impuls und der Emotion, die dir gerade hochkommt und sich dir zeigt. In meinem Fall: Unverstanden sein, alleine fühlen, verärgert sein, vielleicht wütend sein aus Müdigkeit, trotzig sein weil mir keine Liebe gezeigt wird und ich eine Reaktion provozieren will, in jedem Fall Hilflosigkeit alleine wieder aus meiner Lage herauszufinden und Vereinzelung, fehlende Verbindung. Weder Grenzen testen noch Machtspiele, vielmehr ein Schrei nach Liebe. Was hätte ich gebraucht? Eine Umarmung, etwas kuscheln und Zeit für Nähe und liebevolles Geborgen fühlen. Angenommen werden. Wieder in verbindung kommen. Jenseits vom Zeitplan der Eltern. Mich und meine Mama zu spüren. Unsere Nähe und Verbindung. Mich beruhigen. In Sicherheit sein. Vielleicht will ich auch gerade einfach nicht aufräumen und habe meinen eigenen Kopf, der gesehen werden will. Warum muss denn immer alles nach der Laune der Eltern laufen? Zählt mein Wunsch und meine Vorstellung wie es zu laufen hat denn weniger? Bin ich weniger wert? Und vielleicht bin ich, nachdem ich „Touch base“ habe und meine Verbindung wieder hergestellt ist auch wieder offen und bereit mich einzubringen und mich kooperativ zu zeigen. Weil ich natürlich die Anerkennung und den wohlwollenden Blick meiner Mutter auf mir spüren möchte, den ich bekomme wenn ich ihre Wünsche erfülle.
Was heißt das jetzt für deine Aufräum-Situation zuhause?
Spür mal (in einer ruhigen Minuten) in dich rein, was „Ungehorsam“, „Grenzen testen“ oder „Machtspiele“ in dir auslösen und welche Erinnerungen du damit verbindest als du selbt noch Kind warst. Und dann umarme dein inneres Kind in Liebe und lass all den alten Schmerz und das Unverständnis gehen und erkläre deinem inneren Kind, dass du es siehst und wahrnimmst und hier bist um all diese alten Erfahrungen zu heilen. Diese Reise nach innen wird dich ermächtigen, ab heute in die Begegnung mit deinem Kind zu gehen ohne weitere neue Verletzungen weiterzugeben. Weil du deine Geschichte kennst und verstehst, dass dein Kind vermutlich gerade nur eine Extraportion Liebe braucht und keine Mama, die ihren längeren Hebel ausspielen muss oder das Verhalten ihres Kindes persönlich nimmt, sondern die so bewusst ist, dass sie ihr Kind und dessen Bedürfnisse wahrnehmen kann ohne sich selbst dadurch in ihrer Rolle oder Funktion eingeschränkt oder herabgewürdigt zu fühlen. Sobald du dich vom Verhlten deines Kindes nicht mehr getriggert fühlst, weil du deine eigenen Verletzungen geheilt hast musst du auch keinen falschen „Führungsanspruch“ mehr durchsetzen sondern darfst vertrauen auf die Verbindung zu einem Kind und auf seinen individuellen und euren gemeinsamen Prozess. Selbst wenn das heisst, dass heute Abend mal das Kinderzimmer nicht aufgeräumt wird 🙂
In Liebe, Deine Rosa
P.S. Wenn du den Bedarf nach Begleitung in deinem Mamasein und für mehr Gelassenheit und Balance suchst kontaktiere mich gerne für ein kostenloses Kennlern-Gespräch!
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